Nahrungsnetzbeziehungen zwischen Flussseeschwalben und Fischen an der Jade
Neue Publikation des Instituts für Vogelforschung und Dr. Andreas Dänhardt
Dass Nahrung wichtig ist, hat wohl jeder schon am eigenen Leib erfahren. Ein aktueller Forschungsbericht von Andreas Dänhardt, Peter H. Becker und Co-Autoren zeigt, dass auch Seevögel da keine Ausnahme bilden: Die Versorgung mit kleinen Schwarmfischen beeinflusst nahezu alle Facetten des Lebens von Flussseeschwalben. Von der Eiablage über das Kükenwachstum bis zum Jagdverhalten und zur Beuteverwendung beleuchteten die Wissenschaftler alle relevanten Aspekte dieser hochkomplexen Räuber-Beute-Beziehung. Grundlage dafür waren neben Daten aus der weltberühmten Flussseeschwalben-Kolonie am Banter See in Wilhelmshaven eine Langzeituntersuchung pelagischer Fische im Jadebusen, die von 2006 bis 2017 unter Federführung der Nationalparkverwaltung wertvolle Daten zur Nahrungsgrundlage der Seevögel geliefert hat. Trotz der Verhaltensanpassung der Altvögel und der Einflüsse von Wetter und Prädation korreliert die Anzahl junger Nordseeheringe mit dem Bruterfolg der Seeschwalben, was die überragende Rolle der Nahrung zeigt. Eine hohe Beutedichte innerhalb des Jagdradius, mittlere Winde ohne Regen, Wassertemperaturen unter 22 °C und hochwertige Beutealternativen begünstigen die Reproduktion. Bei einer Vogelart mit einer transkontinentalen Zugroute wie der Flussseeschwalbe muss der Blick jedoch zwangsläufig über das Wattenmeer hinausgehen. Und auch die Abundanz der Beutefische der Seeschwalben wird maßgeblich außerhalb des Wattenmeeres bestimmt. Management-Maßnahmen sollten folglich darauf abzielen, menschgemachte Sterblichkeitsursachen der Beutefische konsequent zu minimieren.
Der Bericht ist in der Schriftenreihe der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer erschienen und ist hier erhältlich.